Interview: ecoligo GmbH

Am Rande der Verleihung des Deutschen Unternehmerpreises für Entwicklung auf dem 3. Deutsch – Afrikanischen Wirtschaftsgipfel in Ghanas Hauptstadt Accra sprach Dr. Peter Winter mit Dr. Alexa Haeusgen, Aufsichtsratsmitglied und Anja Lehr, Leiterin Personal der HAWE Hydraulik SE, Gewinner in der Kategorie „Wirtschaft für Entwicklung“ sowie Martin Baart, Gründer von ecologo GmbH, Sieger in der Kategorie „Innovation für Entwicklung“.

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ecoligo GmbH

Das 2016 von Martin Baart und Markus Schwaninger gegründete Start-Up hat seinen Firmensitz in Berlin und seinen unternehmerischen Fokus zunächst auf erneuerbare Energien in Afrika gelegt.

CDG: Welche Motivation führte zur Gründung von ecoligo?

Martin Baart (MB): Wir haben beide in der Vergangenheit ausgiebige Erfahrungen im Sektor Solarenergie in Afrika machen können. Markus begleitete seinerzeit dort Unternehmen beim Markteintritt, viele bauten Pilotanlagen für erneuerbare Energieanlagen, die z.B. durch die GIZ gefördert wurden, zogen sich danach aber wieder zurück. Ich selbst arbeitete für solch ein Solar Unternehmen, dass eine Pilotanlage baute aber sonst keine Projekte realisierte. So entstand unsere Idee, Solaranlagen für gewerbliche Kunden, zunächst in Ostafrika, mit einem innovativen Ansatz zu realisieren. Unsere Kunden kennen die Vorteile dieser Anlagen, sind aber mangels Kapitals nicht in der Lage, das Investment in ein Solarsystem zu stemmen, da es mit recht hohen Anfangsinvestitionen verbunden ist. Darüberhinaus stehen in vielen Entwicklungsländern keine passenden Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stehen. Unsere Lösung sieht so aus, dass interessierte Gewerbe- und Industriekunden Solarenergie ohne eigenes Investment nutzen, die notwendigen Finanzmittel gewinnen wir durch Crowdinvestment in Deutschland.

CDG: Ihr Produkt heißt „Solar as a Service“, was ist darunter zu verstehen?

MB: ecoligo kümmert sich um alles, was der Kunde braucht, um Solaranlagen zu installieren und zu betreiben. Das beginnt bei der Finanzierung, geht über den Bau der Anlage(n), die technische Betriebsführung bis zur Wartung und Versicherung, quasi das komplette Paket. Der Kunde tätigt also keinerlei Investitionen, sondern zahlt für den Service Solarenergie zu erhalten.

Der Kunde geht dabei einen Solar-as-a-Service Vertrag mit ecoligo ein. In diesem verpflichtet er sich monatliche Zahlungen über einen Zeitraum von typischerweise 8 Jahren zu leisten. Danach gehört im die Solaranlage und er kann die vollen Vorteile nutzen. Weitere Verpflichtungen hat der Kunde keine – da sich ecoligo um alle Details kümmert.

Unsere Umsätze entstehen so aus den monatlichen Zahlungen unserer Kunden für die Solaranlagen.

Das Kapital um diese Solaranlagen zu bauen, erwerben wir im Vorfeld über die Crowdinvestment Plattform www.ecoligo.investments. Mit den dort eingeworbenen Geldern beauftragen wir dann lokale Solarunternehmen mit dem Bau der Solaranlage nach unseren Qualitätsstandards. Die Investoren erhalten eine verzinste Rückzahlung ihrer Einlage, wobei sich die Verzinsung nach dem jeweiligen Projektrisiko richtet. Die Kosten für die Wartung und Betriebsführung decken wir aus den monatliche Zahlungen des Kunden. Mit den restlichen Erträgen der Projekte wächst ecoligo und vergrößert so seinen globalen Impact.

CDG: Wer hat Bedarf an Ihrem Produkt und wie akquiriert ecoligo seine Klientel?

MB: Unsere Kunden sind zum Beispiel Banken, Krankenhäuser, Universitäten und landwirtschaftliche Betriebe. Für sie alle ist Solarenergie deshalb attraktiv, weil damit ein großes Einsparpotential ihrer Stromkosten zu erreichen ist. Unternehmen in Sub Sahara Afrika zahlen oft das  fünf- bis siebenfache dessen, was in Europa pro KWh anfällt! Nutzen sie unser Solar as a Service Modell, bleiben sie konkurrenzfähig. Wir prüfen natürlich, ob der Kunde langfristig stark genug ist, um seine vertraglichen Verpflichtungen, sprich seine Zahlungen, uns gegenüber zu bedienen. Die Kundenakquise übernehmen regionale Hubs in West- und Ostafrika sowie seit neuestem auch für Zentralamerika. Dort sind für uns eigene Mitarbeiter tätig. Wir legen aber großen Wert darauf auch mit lokalen Solarunternehmen zusammen zu arbeiten, Kunden sich Investitionen in Solaranlagen nicht leisten können.

CDG: Welche Schwierigkeiten und Risiken sehen Sie für Ihr geschäftliches Engagement?

MB: Die politische Lage in den Ländern, in denen wir unterwegs sind, ist relativ stabil. Ein Risiko besteht allerdings in häufig vorkommenden Regulierungsänderungen oder Änderungen der aktuellen Gesetzeslage. Das wird seitens der Regierungen und Regulatoren nicht immer transparent kommuniziert und man wird von diesen Änderungen überrascht.

CDG: Welche Erfahrungen hat ecoligo mit Crowdfinancing gemacht?

MB: Wir hatten die Idee mit Crowdinvesting, nachdem wir immer wieder gesehen haben, dass klassische Finanzmarktinstrumente wie Bankenfinanzierung über Darlehen, Eigenkapital, Risikokapital oder Darlehen von Entwicklungsbanken für unsere Projekte nicht gepasst haben, weil die Projekte etwa volumenmäßig zu klein waren oder das Risikoprofil für die Bank nicht passend war. Es gibt in Deutschland und Europa einen großen Appetit, direkte Investitionen zu tätigen und mit seinem Kapital etwas Nachhaltiges zu bewirken. Wir haben unsere 16 realisierten Projekte mit 1,5 Mio.€ ausgestattet. Das waren bisher etwas über 500 Investoren, die durchschnittlich ca. 3000 € investiert haben.

CDG: Der CDG Preis „Innovation für Entwicklung“ ist mit 25.000 € ausgestattet. Was machen Sie mit dem Geld?

MB: Wir werden mit den Mitteln eine standardisierte Plattform für unsere Partner und Kunden aufbauen. Wir stellen fest, dass die Unterlagen, die uns unsere Kunden übergeben oft nicht komplett sind, so dass nachgearbeitet werden muss. Eine standardisierte Plattform bewirkt Kostenreduzierung für alle Seiten und ermöglicht das effizientere Organisieren der Projekte.

Ecoligo bedankt sich bei der Carl Duisburg Gesellschaft und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, freut sich über den Gewinn des Deutschen Unternehmerpreises für Entwicklung als einen der renommiertesten Preise und weiß durch Kontakte zu früheren Preisträgern von der sehr starken Außenwirkung dieser Auszeichnung.