Interview: HAWE Hydraulik SE

Am Rande der Verleihung des Deutschen Unternehmerpreises für Entwicklung auf dem 3. Deutsch – Afrikanischen Wirtschaftsgipfel in Ghanas Hauptstadt Accra sprach Dr. Peter Winter mit Dr. Alexa Haeusgen, Aufsichtsratsmitglied und Anja Lehr, Leiterin Personal der HAWE Hydraulik SE, Gewinner in der Kategorie „Wirtschaft für Entwicklung“ sowie Martin Baart, Gründer von ecologo GmbH, Sieger in der Kategorie „Innovation für Entwicklung“.

Copyright:   THEGREYSHUTTER | 2019

HAWE Hydraulik SE

CDG: Bitte stellen Sie unseren Lesern im Internet kurz das Unternehmen vor.

HAWE: HAWE Hydraulik ist ein mittelgroßes, international tätiges Familienunternehmen mit Stammsitz in München. Das Gründungsjahr war 1949, heute arbeiten 1640 Mitarbeiter bei uns, dazu gehören 100 Auszubildende. Die Produktpalette umfasst kompakte, energiesparende und langlebige Hydraulikkomponenten.

CDG: Was war die Motivation, sich an der VDMA Initiative „Fachkräfte für Afrika“ mit einem eigenen Beitrag zu beteiligen? Sie sind bisher geschäftlich nicht in Afrika unterwegs.

HAWE: Wir haben erwartet – und das hat sich später auch bestätigt – dass sich hier als Ergebnis eine Win- Win Situation ergeben wird. Das Projekt, Bau von drei Hydraulik Schulungsständen für das Berufsbildungszentrum CITF in Botsuanas Hauptstadt Gaborone, Erstellung von Schulungsunterlagen sowie Aufbau und Schulungen vor Ort wurde von einer Gruppe unserer Azubis mit Unterstützung vieler Einheiten im Betrieb realisiert. Die Partner in Botsuana profitieren von der Möglichkeit, die Schulungsstände in ihre Aus- und Fortbildungen zu integrieren und stärken damit die Ausbildung von Fachkräften im Lande, die dort gute Berufschancen haben. Last but not least sehen wir als Unternehmen mittel- bis langfristig natürlich auch geschäftliche Opportunitäten in Afrika, speziell als Komponentenhersteller.

CDG: Wie haben die Auszubildenden auf diese Initiative reagiert?

HAWE:Wir starteten im Sommer 2017 mit einer Kick-off Veranstaltung. Da gab es zunächst jede Menge Ängste und Bedenken, nach dem Motto wie können wir so ein großes Projekt, das auch noch in Afrika umgesetzt werden soll, überhaupt schaffen? Es stellte sich dann allerdings recht schnell heraus, dass es sich einige unserer jungen Leute durchaus zutrauten, das Ganze anzugehen. Die Auszubildenden aus dem 2. Lehrjahr wurden dabei natürlich von einem Projektteam unterstützt, zu  dem sich Ausbilder, Zentraler Ausbildungskoordination und bei Bedarf weitere Fachbereiche von HAWE zusammengeschlossen hatten. Gegen Ende des Projektes hatten alle beteiligten Auszubildende die Chance sich mit einem kurzen „motivation letter“ für die Reise nach Botsuana zu bewerben. Die 6 besten Auszubildenden bekamen die Chance mit 2 Ausbildern, den Aufbau der Prüfungsstände und die Schulungen am Bildungszentrum in Gaborone zu übernehmen. Bevor es losging bekamen die 6 ausgewählten Auszubildende ein umfassendes themenbezogenes Sprachtraining.

Lernen am Projekt bringt viele Vorteile mit sich. Das theoretisch gelernte in der Praxis umsetzen, z.B. Kontakte mit Lieferanten herstellen, Einkauf von Material, Zusammenarbeit mit anderen Einheiten im Unternehmen und auch das Arbeiten unter Zeitdruck Aspekte, die für die Ausbildung und die berufliche Entwicklung ausgesprochen nützlich sind.

CDG: Welche Erfahrungen haben Ihre Azubis in Afrika gemacht?

HAWE: Bei den Bewerbungen für die Reise nach Botsuana hatten wir – wie schon gesagt – festgestellt, dass doch eine ganze Menge von Unsicherheit und vielleicht auch Ängsten vorhanden waren. Nach Rückkehr war dann aber die Begeisterung groß. Alle hatten dort sehr positive Erfahrungen im Bildungszentrum, aber auch darüber hinaus im Land machen können. Sie wurden sehr freundlich aufgenommen und betreut, auch heute noch bestehen Kontakte mit Bekannten in Gaborone. Diese sozio-kulturellen und beruflichen Erfahrungen nutzen wir gerne, um andere Auszubildende dafür zu gewinnen, sich an weiteren Projekten zu beteiligen, die HAWE im Rahmen der Afrikainitiative des VDMA vorhat, und zwar in Nigeria und Kenia.

CDG: Bestehen nach der Rückkehr der Gruppe nach Deutschland noch  Kontakte nach Gaborone?

HAWE: Uns liegt sehr daran, die Kooperation mit dem CITF Bildungszentrum nachhaltig zu gestalten. Über die persönlichen Kontakte unserer Azubis hatten wir schon gesprochen, die Ausbilder stehen im fachlichen Austausch mit ihren Kollegen dort und wir planen in Kooperation mit unseren Partnern weitere Aktivitäten, wie z.B. die Wartung und Instandsetzung von Maschinen und Anlagen gemeinsam anzugehen.

CDG: Welche Chancen, welche Risiken sehen Sie?

HAWE: Wir sind davon überzeugt, dass Absolventen des CITF gute Chancen haben, sich in Botsuana selbstständig zu machen und ein eigenes kleines Unternehmen mit Service Leistungen zu gründen. Der Markt dafür ist vorhanden. Als mögliche Risiken sehen wir, dass unsere Ansprechpartner wechseln und wir mit neuen Personen zu tun haben, die uns nicht kennen; weiterhin muss gewährleistet sein, dass das Zentrum in seinem Bestand mittel- bis langfristig gesichert ist und nicht nach den nächsten Wahlen vielleicht abgewickelt wird. Und schließlich müssen beide Seiten daran arbeiten, dass die Kooperation fortgesetzt wird, das Thema darf nicht versanden.

CDG: HAWE hat mit dem Preis einen Betrag von 35.000 Euro erhalten. Was machen Sie mit diesem Geld?

HAWE: Wir werden diese Mittel nutzen, um unseren Beitrag innerhalb der Afrikainitiative des VDMA zu vergrößern. In Botsuana werden die Mittel dazu beitragen, bei einer weiteren Mission zusätzliche Schulungen anzubieten und Equipment, das dort vorhanden ist, zu rehabilitieren. Es ist uns ein Anliegen in die Nachhaltigkeit der dort existierenden Maschinen zu investieren und auch für die Wartung und Instandhaltung der gespendeten Schulungsstände zu sorgen. Weiterhin stehen schon weitere Schulungsstände für Nigeria bereit, die dann vor Ort in Partnereinrichtungen aufgebaut und für die berufliche Ausbildung genutzt werden. Ein weiteres Engagement ist für Kenia in Planung. Auch in diese beiden Länder werden einige Azubis mit Ausbildern reisen, um dort die Stände aufzubauen und zu schulen – aber auch, um ihren persönlichen Horizont zu erweitern. (Die Ausbildungsinitiative bezieht sich gerade aktuell auf Botsuana, wenn es um das Vorortsein der Auszubildenden geht. Bei den anderen 2 Ländern sind wir noch in Klärung, ob das über die Auszubildenden abgedeckt wird oder über HAWE Kundendienstmitarbeiter). Abschließend bedanken wir uns bei der CDG für die Verleihung des Deutschen Unternehmerpreises für Entwicklung.